Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung mit vielen diversen Facetten und Schweregraden. Bei Autisten ist die funktionale Gehirnorganisation verändert und häufig die Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung im Gehirn betroffen, die sich auf die Entwicklung der sozialen Interaktion, der Kommunikation und des Verhaltensrepertoires auswirkt.
Meine langjährige Praxiserfahrung mit Autistischen Menschen und deren Angehörigen sowie die Auswirkungen auf Institutionen wie Kitas, Schulen, Arbeit ermöglichen mir eine individuelle und lösungsorientierte Beratung und Betreuung. Hierfür führe ich kompetente Schulungen, Netzwerkarbeit und ggfs. Hausbesuche durch. Nachfolgend ein kleiner Auszug eines Leitfadens für einen positiveren Umgang und Steuerung mit ASS.
Autismusspektrumstörung (ASS) und das Umfeld
- Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung und eine angeborene, unheilbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung im Gehirn, d. h. die Eindrücke aus den Sinnesorganen werden zu stark, schwach, bruchstückhaft oder nur verzögert verarbeitet (in Schule nachgespielt).
- Autismus kann nicht „aberzogen“ werden und darf nicht mit Gewalt, Schreien oder Bestrafungen versucht werden zu steuern.
- Einem Autisten fehlen oft hierarchische Strukturen
- Autisten leben von Modelllernen und Wiederholungen, daher ist eine Selbstreflexion des Umfeldes von großem Vorteil.
- Autisten müssen viele soziale Regeln und angemessene Reaktionen erst erlernen (Modelllernen) und ständig mit Wiederholungen stabilisiert werden.
- Autisten haben eine ausgeprägte Beeinträchtigung und schwerwiegende Probleme in der sozialen Interaktion und Kommunikation sowie einen erheblichen Mangel an sozialer und emotionaler Gegenseitigkeit.
- Autisten fehlt die Wahrnehmung und Empathie, was der Gegenüber sich wünscht oder braucht oder was in der Situation angemessen ist.
- Autisten können keine Konflikte in der Familie kompensieren, was oft zu einem Meltdown, Shutdown oder einem autistischen Burnout führt.
- Meltdown: Unkontrollierte Handlungen mit möglichen Symptomen wie lautes Schimpfen, Schreien, Schlagen, Boxen, Anrempeln, Wutausbrüchen, Aggressionen, Beleidigungen etc.
- Shutdown: Betroffene ziehen sich zurück und nehmen die Umwelt nur noch passiv wahr, was zu einem vollständigen Mutismus führen kann. Symptome sind u.a. Einrollen in Zimmerecke, Decke über den Kopf ziehen, stereotypes Verhalten.
- Autistischer Burnout: Anhaltender Erschöpfungs- und Überforderungszustand, der mit deutlich verstärkten autistischen Symptomen und Verhaltensweisen einhergeht und zu deutlicher Verstärkung exekutiver Funktionsstörungen sowie ggf Verlust erlernter Lebenskompetenzen führt.
- Autisten fehlt die Fähigkeit, Beziehungen oft auch zu Kindern oder Gleichaltrigen herzustellen – Autisten wirken völlig egoistisch und als ob sie in ihrer eigenen Welt leben.
- Autisten haben große Schwierigkeiten mit anderen angemessen zu sprechen, Gesagtes richtig aufzufassen und adäquat zu antworten, Mimik und Körpersprache zu verstehen.
- Autisten verstehen kaum Ironie oder Sarkasmus – nehmen alles persönlich.
- Autisten provozieren nicht bewusst und absichtlich. Durch oft normales körperliches Aussehen wird dies von Angehörigen vorausgesetzt. Autisten meinen nichts persönlich! Entsprechende Gehirnstruktur fehlt.
- Autisten möchten mit Wiederholungen von Phrasen ihre Sicherheit erwirken, um sich zu beruhigen oder sich besser zu konzentrieren und nicht andere damit vermeintlich nerven. Sie sind überfordert, eigenständige Sätze zu bilden, die ihre Wünsche und Gefühle ausdrücken und wiederholen daher Phrasen, um zu kommunizieren, auch wenn diese überhaupt nicht passen.
- Autisten sind nicht stur oder unhöflich und wollen auch nicht bewusst provozieren oder gar ihren Willen durchsetzen – sie benötigen Sicherheit.
- Autisten haben oft Schlafstörungen, Aggressionen und SVV (selbstverletzendes Verhalten). Gestresste Eltern erhöhen die Störungen.
- Autisten benötigen Rituale, Routine, Sicherheiten und Gegenstände am gewohnten Platz, sonst führen die Abweichungen zu Chaos im Gehirn, denn sie haben keine alternativen Strategien.
- Autisten reagieren hypo- oder hyperaktiv auf starke Geräusche wie Husten, Schreien o.ä. mit störenden oder unangemessenen Verhaltensweisen.
Autisten benötigen von den Angehörigen Hilfe, Sicherheit, Mitgefühl, Vorbildfunktionen und Belohnung (positive Verstärker) bei erwünschtem Verhalten. Kein Defizitdenken und aneinanderreihen von negativen Vorfällen oder Angewohnheiten. Sie brauchen Unterstützung zum Ausbau und Stabilisierung ihrer Fähigkeiten und einem positiven Selbstbild.